Dieser Leitsatz Maria Montessoris stellt die Basis ihrer Pädagogik dar. Das Kind ist für sie kein passives und rezeptives Wesen, sondern ein Mensch mit großer Eigenaktivität, das den eigenen Entwicklungsplan in sich trägt. Dieser Entwicklungsplan verläuft gesetzmäßig in Phasen, die Maria Montessori „Sensible Perioden“ nennt.
Eine Sensible Periode ist eine begrenzte Zeitspanne, innerhalb derer der Erwerb einer bestimmten Fähigkeit gesteigert möglich ist. Das Kind macht seine Erwerbungen, wie Sprache, Gehen, Lesen, etc. in den entsprechenden sensiblen Perioden. Dieses „natürliche“ Lernen geschieht ohne bewusste Mühe nur in den entsprechenden Empfänglichkeitsphasen. Danach muss es die Fähigkeit mit Mühe lernen.
Während einer Sensiblen Periode werden vor allem Dinge aus der Umwelt wahrgenommen, die im Moment im Interessensgebiet des Kindes liegen („Scheinwerfer“). Welche Inhalte dies sind, bestimmt der innere Entwicklungsplan, der von Reifegesetzen und von den Gesetzen der sozialen Bedingungen, unter denen das Kind aufwächst, bestimmt wird. Das Merkmal dafür, dass sich ein Kind in einer Sensiblen Periode befindet, ist die Polarisation der Aufmerksamkeit.
Hierunter ist zu verstehen, dass ein Kind über eine längere Zeitspanne einer Sache große Aufmerksamkeit schenkt und hoch konzentriert arbeitet.
Die Aufgabe der Erzieherinnen besteht nun darin, die Kinder zu beobachten, in welcher Sensiblen Phase sie sich befinden und aufgrund dessen eine entsprechende Vorbereitete Umgebung zu schaffen. Für die Arbeit mit dem Kind gilt dabei immer der Grundsatz:
So viel Hilfe wie nötig und so wenig Hilfe wie möglich – einfach „Hilf mir, es selbst zu tun!“
Maria Montessori studierte als erste Frau Italiens Medizin. Ihre Erfahrungen als Ärztin mit geistig behinderten Kindern der psychiatrischen Universitätsklinik von Rom bildeten den Ausgangspunkt ihrer pädagogischen Ideen. Sie erkannte die große Bedeutung der Bewegung und der Sinnestätigkeit für die geistige Entwicklung. Auf der Grundlage der französischen Behindertenpädagogik erarbeitete sie ihr didaktisches Sinnesmaterial zur Förderung behinderter Kinder und erzielte erstaunliche Lernerfolge.
Nach diesen ersten positiven Erfahrungen entwickelte sie in den folgenden Jahrzehnten eine allgemeine, umfassende Pädagogik für die Erziehung nicht behinderter Kinder.
Nach Auffassung von Maria Montessori ist das Kind fähig, durch individuelle Unterstützung, seine Persönlichkeit selbst aufzubauen, wobei seine Entwicklung inneren Gesetzen folgt. Es verfügt von Geburt an über eine natürliche Aktivität, strebt danach,seine Umwelt zu entdecken und lernt durch Tätigsein. Der Erwachsene hat ihrer Meinung nach die Aufgabe, dem kindlichen Entwicklungsdrang Raum zu geben, ihn zu bejahen und mit Liebe und Respekt zu begleiten.
Montessoris Ansichten über die Persönlichkeitsentfaltung und ihr Kampf gegen autoritäre Strukturen waren den braunen Machthabern in Europa ein Dorn im Auge. Mussolinis und Hitlers Faschisten ließen Mitte der 30er Jahre die nach ihren Ideen arbeitenden Schulen schließen. Die Ärztin selbst floh nach Indien, wo sie Kontakt zu Mahatma Gandhi hatte. Nach 1945 wird sie europaweit mit Ehrungen überhäuft. Ihr ständiger Wohnsitz werden die Niederlande, wo sie 81-jährig stirbt.
Ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod ist das weltweite Interesse an ihrer Pädagogik so groß wie noch nie. Mit der von Maria Montessori und ihrem Sohn Mario gegründeten „Association Montessori International“ – AMI, Sitz Amsterdam, arbeiten Montessori-Einrichtungen und -Vereine aus allen Kontinenten zusammen. In Deutschland gibt es allein derzeit ungefähr 950 Montessori-Einrichtungen in privater, städtischer, evangelischer, katholischer oder sonstiger Trägerschaft. Erzieher(innen) und Lehrer(innen), die an Montessori-Einrichtungen arbeiten, müssen in einem standardisierten Ausbildungskurs von ca. 300 Stunden das „Montessori-Diplom“ erwerben bzw. das Montessori-Diplom vorweisen.
Und immer mehr scheint in der heutigen Gesellschaft nötig zu sein, was Montessori in einer ihrer zahlreichen Veröffentlichungen forderte: „Die zarte kindliche Seele mehr als alles andere zu schützen, denn sie hat nicht die Kraft, sich gegen die Unterdrückung durch Erwachsene zu wehren.“
Die vorbereitete Umgebung ist ein wichtiger Bestandteil der Montessoripädagogik. Die vorbereitete Umgebung dient dazu, den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich nach und nach vom Erwachsenen zu lösen, von ihm unabhängig zu werden und dadurch die Selbständigkeit zu erlangen. Ebenfalls fungiert die vorbereitete Umgebung zum freien Lernen mit Freude, Selbstvertrauen aufzubauen, Ausdauer wie auch Konzentrationsfähigkeit zu erfahren.
Nach Maria Montessori muss die Umgebung der Kinder angemessen sein. Das heißt, dass die gesamte Einrichtung auf die Proportion der Kinder abgestimmt werden muss. In unserer vorbereiteten Umgebung haben die ästhetische Gestaltung, die Schönheit, die Ordnung der Gegenstände in der Umgebung, so auch eine ruhige Atmosphäre eine besondere Bedeutung. Die ganze Einrichtung ist einbezogen in den Begriff „Vorbereitete Umgebung“. Zu unserer vorbereiteten Umgebung gehören unter anderem eine gemütliche Leseecke mit einen Kindersofa und Büchern, eine Bauecke mit unterschiedlichen Gegenständen, eine Puppen- und Verkleidungsecke, ein Bewegungsraum und ein Atelier mit unterschiedlichen Werkzeugen. Dazu unsere Montessori Materialien.
Maria Montessori bezeichnet ihre Entwicklungsmaterial als Material, das die Welt keinesfalls ersetzen soll, sondern vielmehr „ein Schlüssel zur Welt“ sein soll. Die Montessori-Materialien haben besonderen Eigenschaften, die den Bedürfnissen der Kinder, ihre Selbständigkeit und ihre individuelle Entwicklung fördern. Die Montessori-Materialien haben besondere Eigenschaften, die sind: Isolation der Schwierigkeit, Ganzheitlichkeit, Ästhetik, Selbständigkeit, Selbstkontrolle und Einmaligkeit. Das Material soll zu individueller Arbeit, aber auch zum Arbeiten mit Partnern anregen, so auch sollen verschiedene Abstraktionsebenen Möglich sein und das Material muss logisch aufgebaut sein.
Die Kinder können selbst entscheiden, mit welchen Materialien sie arbeiten möchten, wie lange sie diese Tätigkeit machen wollen und mit wem sie arbeiten möchten. Diese Freiheit ist an besondere Regeln und Rituale gebunden, hier spricht Maria Montessori von der Freien Wahl der Arbeit.
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